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2017_05_12

Sachsenheimer Nachrichtenblatt Digitalisierung als Motor für Wirtschaft und Arbeit Arbeit 4.0 als Diskussionsgegenstand beim 17. Sachsenheimer Wirtschaftsgespräch. Im Foyer des Lichtenstern-Gymnasiums fanden sich rund 100 Besucher ein, um die Podiumsdiskussion zum Schwerpunktthema Digitalisierung zu verfolgen. Als Gäste waren geladen Timm Häberle von der VR-Bank Neckar Enz eG, Michael Haufler vom Verein Startup Stuttgart e.V., Frank Kämmle vom Zweckverband Kommunale Datenverarbeitung Region Stuttgart sowie Willy Oergel von der Firma Breuninger. Diskutiert wurde über Chancen und Herausforderungen der digitalisierten Arbeitswelt. Moderiert wurde die Runde durch den Redaktionsleiter der Bietigheimer/ Sachsenheimer Zeitung Andreas Lukesch sowie zwei Schülervertretern des Lichtenstern Gymnasiums. Timm Häberle von der VR-Bank Neckar Enz eG berichtete, dass mittlerweile 50 Prozent der Bankgeschäfte von den Kunden online geführt werden. Die Folge ist, dass einige Filialen nicht mehr rentabel sind und geschlossen werden müssen. Alternativen zur persönlichen Beratung gäbe es bereits. Neben dem Online-Konto kommt bereits heute schon in der Beratung künstliche Intelligenz zum Einsatz – der „Robo-Advisor“. Die Nachfrage, ob seine Bank künftig ausschließlich auf den bargeldlosen Zahlungsverkehr setze, verneinte Häberle entschieden. Seine Begründung: „Bargeld bedeutet Freiheit“. Das sei den Menschen in Deustchland sehr wichtig. Michael Haufler vom Verein Startup Stuttgart e.V. gab zahlreiche Einblicke in die Welt und auf die Sichtweise der Startup-Szene in der Region. Als stellvertretende Vorsitzender des Gründernetzwerks hebt er die Digitalisierung als Hilfsmittel für eine schnelle und „schlanke“ Unternehmensgründung hervor. Der wichtigste Faktor für eine Gründung ist seiner Meinung nach nicht das Eigenkapital, sondern vielmehr die Bandbreite und damit das Vorhandensein von schnellem Internet am (virtuellen) Firmensitz. In den Medien wird der Großraum Stuttgart, in Anlehnung an den großen Bruder in Amerika, mitllerweile als „Neckar-Valley“ bezeichnet. Für viele ist diese Bezeichnung zu hochgegriffen. Er hingegen möchte diese Marke als Vernetzungsinstrument von Startups, der Wirtschaft und der Forschung verstanden wissen. Ein noch nicht so bekanntes Beispiel für das kreative Potential in der Region befindet sich in Stuttgart Feuerbach. Dort steht mit 36.000 Quadratmetern das größte Gründerzentrum der Republik. Frank Kämmle vom Zweckverband Kommunale Datenverarbeitung Region Stuttgart stellte entgegen vieler Meinungen klar, dass der Großteil der Kommunalverwaltungen digital gut aufgestellt ist und diese für den Bürger einen deutlich besseren Service bieten würden als noch vor 10 Jahren. Es gebe zahlreiche Pilotprojekte im Hinblick auf eine vernetzte Verwaltung. Als aktuellstes Beispiel nannte der die online-Plattform service bw. Dass die Digitalisierung in den Verwaltungen nicht so schnell umgesetzt werden kann, liege, so Kämmle, vor allem an den rechtlichen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig machte er deutlich, dass diese „Trägheit“ und unvollständige Datentransparenz auch Vorteile habe. Denn, aufgrund der engen Datenschutzrichtlinien besitzen die Verwaltungen hohe Standards im Bereich der Datensicherheit. Sein Fazit: Die persönlichen Daten sind in der Verwaltung an einem sicheren Ort! Für Willy Oergel, Vorsitzender der Unternehmensleitung der Firma Breuninger, ist die Digitalisierung der größte Treiber in der aktuellen Wirtschaftsentwicklung, die auch auf sein Unternehmen einen großen Einfluss genommen hat. Breuninger ist ein „Multi-Channel“-Unternehmen. Sowohl der stationäre Handel als auch ein Online-Shop sollen die Bedürfnisse der Kunden befriedigen. Online-Marketing und die Nutzung von persönlichen Daten seien die Voraussetzung für maßgeschneiderte Kundenwerbung der Zukunft. Printprodukte werden an Bedeutung verlieren. In Bezug auf das geplante Warendienstleistungszentrum, das im Gewerbepark Eichwald errichtet wird, beruhigte Oergel alle Zuhörer. Es werden dort sowohl digitale als auch manuelle Systeme zum Einsatz kommen. Manuelle Arbeiten, die kein Roboter durchführen kann, wie beispielsweise das Aufbereiten der zu kommissionierenden Waren, erfolgen auch weiterhin durch Menschenhand. In einem Punkt waren sich alle Podiumsgäste einig: Es werden nur die Unternehmen, die sowohl digital als auch analog auf dem jeweiligen Markt tätig sind, eine sichere Zukunft haben. Fazit der Podiumsdiskussion: Die Digitalisierung ist noch längst nicht abgeschlossen. Sie hat gerade erst begonnen und wird wohl an Geschwindigkeit noch zunehmen. Nach der Podiumsrunde bestand, wie in der Vergangenheit, die Gelegenheit, den Abend in ungezwungener Atmosphäre ausklingen zu lassen. Die Bewirtung erfolgte durch das Lichtenstern-Gymnasium. Es wurden Fingerfood, alkoholfreie Getränke und der bekannte Sachsenheimer Stadtwein gereicht. Zum Hintergrund der Veranstaltung: Die Veranstaltung „Sachsenheimer Wirtschaftsgespräche“ wurde im Jahr 2004 als gemeinsames Projekt der Stadt Sachsenheim, des Lichtenstern-Gymnasiums und der Bietigheimer/Sachsenheimer Zeitung ins Leben gerufen. Die Wirtschaftsgespräche richten sich in erster Linie an die Vertreter der lokalen Wirtschaft. Aus diesem Format können sie Themen aufgreifen und Ideen mitnehmen, die für die tägliche Arbeit von Interesse sind. Zugleich soll die Veranstaltungsreihe den Kontakt bzw. das Netzwerk zwischen Schule, Wirtschaft und Stadt fördern. Ziel ist es einen Rahmen für Unternehmer, wirtschaftsinteressierte Bürger und der Lokalpolitik zum zwanglosen Austausch zu schaffen. Mitteilungen der Stadtverwaltung Ausgabe-Nr. 10 Freitag, 12. Mai 2017 Jahrgang 2017 www.sachsenheim.de Bürgermeister Fiedler beleuchtet in seiner Begrüßung Chancen und Risiken der Digitalisierung für den Standort Sachsenheim. Podiumsdiskussion mit Experten aus der Region.


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