Sachsenheimer
Nachrichtenblatt
Ökologische Aufwertung
der Feuerlöschteiche im
Großholz-Wald
Die Stadt Sachsenheim hat bereits
2010 ein Zielarten- und Maßnahmenkonzept
für seine Gesamtgemarkung
erstellen lassen.
Zielarten nennt man seltene und
gefährdete Arten, die eine besondere
Bedeutung für ein Gebiet besitzen
und für die deshalb eine
hohe Schutzverantwortung besteht.
Zielarten stellen sehr hohe Ansprüche
an ihren Lebensraum.
Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen,
die für diese Arten umgesetzt
werden garantieren deshalb
das Überleben und die Förderung
zahlreicher weiterer Begleitarten
die sich dieselben Lebensräume
teilen.
Für die Zielart „Kammmolch“
wurde im Bereich des damals einzig
bekannten Vorkommens (am
Schlierkopf in Häfnerhaslach)
eine städtische Kammmolchkonzeption
entwickelt. In deren Rahmen
wurden in den vergangenen
Jahren mehrfach Kammmolchgewässer
aufgewertet und in deren
Umfeld neue Laichgewässer angelegt
(wir berichteten in der Ausgabe
Nr. 18).
Faunistische Erhebungen der
Stadt im Jahr 2015 haben im Gewann
Großholz in den Dolinen im
„Feuchtgebiet Meerle“ eine weitere
– bisher unbekannte – isolierte Population
des Kammmolches nachweisen
können.
Auch hieraus wurden Maßnahmen
entwickelt die eine Ausbreitung
des Kammmolches ermöglichen
sollen. So wurde bereits
im Juni dieses Jahres im weiteren
Umfeld des Meerles ein weiteres
Kammmolchgewässer angelegt.
Zusätzlich werden nun aktuell
zwei bestehende Feuerlöschteiche
(Lilienteich und Kanzelteich) den
Erfordernissen als Kammmolchgewässer
angepasst werden. Hierzu
ist es in erster Linie notwendig
die Teiche abzufischen. Fische
würden die frei schwimmenden
Molchlarven fressen und fördern
durch Gründeln die Wassertrübung,
die sich auf die Vermehrung
des Kammmolches negativ auswirkt.
Zum Abfischen ist ein Ablassen der
beiden Teiche notwendig. Noch im
November wird dies durch den Angelverein
Sachsenheim-Unterriexingen
durchgeführt werden, der
die entnommenen Fische in andere
Pachtgewässer umsetzen wird.
Bis zur Laichzeit im Februar/März
werden die Gewässer wieder aufgestaut
sein. Dann können auch
Begleitarten wie z.B. Springfrosch,
Laubfrosch und Kleiner Wasserfrosch
das Gewässer als Laichgewässer
nutzen, was bisher aufgrund
des Fischbestandes nicht
möglich war.
Die Stadtverwaltung wird in Kürze
auf der Internetseite (Rubrik: Wald
& Naturschutz) Interessantes zum
Kammmolch, weiteren Zielarten
oder auch sonstigen interessante
Tier- und Pflanzenarten die auf
unserer Gemarkung vorkommen
präsentieren.
Würdiger Volkstrauertrag
in Kleinsachsenheim
Rund 100 Menschen kamen zum
Volkstrauertag auf den Friedhof
nach Kleinsachsenheim. Wegen
des schlechten Wetters war die feierliche
Zeremonie in die Aussegnungshalle
verlegt worden. Der
Männerchor LS und die Stadtkapelle
umrahmten die Rede und
Kranzniederlegung von Bürgermeister
Holger Albrich.
Erstmals mit dabei war auch die
Stadtteilbeauftragte für Kleinsachsenheim,
Eva Gräßle.
In seiner Rede sprach das Stadtoberhaupt
zum Gedenken am
Volkstrauertag an die Menschen,
die durch Gewalt, Krieg und Terror
ihr Leben verloren haben.
„Es gibt Menschen, die halten diese
Gedenktage für veraltet und
überflüssig. Ich habe selbst zwei
Kinder und bin gerade deshalb der
Meinung, dass wir die Erinnerung
an die Kriege, aber auch den kritischen
Blick auf die gebeutelte Welt
heute, wach halten müssen.
Ich habe zum Glück keinen Krieg
erleben müssen und ich hoffe, dass
es auch meinen Kindern und den
Folgegenerationen erspart bleibt“.
Weiter sprach der Bürgermeister
über die Wurzeln seiner und vieler
anderer Sachsenheimer Familien
in Siebenbürgen und was es
bedeutet, wenn man die Heimat
verlassen muss.
Albrich erinnerte auch an die Einweihung
der Gedenktafel auf dem
Friedhof für ausländische Zwangsarbeiter
im Juni. „Auch hier leisten
wir wichtige „Erinnerungsarbeit“.
Bei der Neuanlegung des Friedhofs
1951 bis 1954 stellte man fest,
dass die 667 Toten auf dem Friedhof
in nur 440 Gräbern beerdigt
wurden. (...) Einige Mitglieder des
Vereins für Heimatgeschichte hatten
in aufwändiger Arbeit die Namen
der beigesetzten Frauen,
Männer und Kinder recherchiert.
Somit konnten wir eine Gedenktafel
mit den Namen aller Menschen
anfertigen lassen, die dort
bestattet sind. Viele Jahre lang waren
die Gräber nur mit Nummern
versehen. Menschen sind aber keine
Nummern. Sie sind Individuen
mit eigenen Träumen, Geschichten,
eigenen Leben und eigenem
Sterben.
Deshalb ist es so wichtig, dass diesen
Menschen ihre Identitäten
wieder gegeben wurden.
Die Grabplatte mit der Nummer
395 gehört Olga Behma.
Sie hat am 6. Juli 1944 in der Entbindungsstation
des Krankenlagers
Großsachsenheim das Licht
der Welt erblickt. 6 Tage später
musste sie die Erde schon wieder
verlassen.
Alle (....) Verstorbenen haben nun
eine würdige Ruhestätte und ihre
Angehörigen einen Ort der Trauer
und des Gedenkens. Wir haben
den Toten ihre Identität wieder gegeben.
Und genau darum geht es auch
beim Volkstrauertag.
Wir wollen Jahr für Jahr den unzähligen
Toten – viele davon namenlos
– ihren Wert, ihre Achtung
und ihre Würde erhalten oder wiedergeben.
Ihr Tod macht nur dann irgendeinen
Sinn, wenn wir uns Jahr für
Jahr an sie erinnern und daran,
dass wir Kriege zukünftig verhindern
müssen.
Durch unser Gedenken bleiben die
Erinnerungen an die Toten lebendig.
Das ist wichtig!
Und dann blickte Albrich noch
auf Europa: „Europa hat die richtigen
Lehren gezogen aus den beiden
Weltkriegen. Die Europäische
Union ist seit 70 Jahren ein Friedensprojekt.
Dieses müssen wir
gegen andere Bestrebungen verteidigen.
Wir dürfen nicht das,
was uns voneinander trennt in den
Vordergrund stellen, sondern das,
was uns vereint“.
Nach der Rede begaben sie Bürgermeister,
Stadtteilbeauftragte,
Gäste, Musikerinnen, Musiker und
Sänger an die Gedenkstätte. Dort
wurde in Gedenken an die Opfer
der Gewaltherrschaft ein Kranz
niedergelegt.
Mitteilungen der Stadtverwaltung
Ausgabe-Nr. 23
Freitag, 22. November 2019
Jahrgang 2019
www.sachsenheim.de
Bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Friedhof Kleinsachsenheim:
(von links) Heinz Howanski (Männrchor LS), Bürgermeister Holger
Albrich, Wolfgang Merz (Männerchor LS) und die Stadtteilbeauftragte für
Kleinsachsenheim, Eva Gräßle.